"Das Vertrauen bröckelt" - Felsabbruch bei Albufeira

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zhit
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"Das Vertrauen bröckelt" - Felsabbruch bei Albufeira

Post by zhit »

Ahoi!

Im allgemeinen Teil des Forums gab es ja bereits einiges zu lesen über den Felsabbruch bei Albufeira, der mehrere Menschenleben gekostet hat.

Die "Süddeutsche Zeitung" hat am 24. August 2009 unter der Überschrift "Das Vertrauen bröckelt" einen sehr lesenswerten Beitrag veröffentlicht, siehe unten. Es ermahnt - hoffentlich - all jene, über die wir seit mittlerweile 10 Jahren nur den Kopf schütteln können, nämlich diejenigen, die den Schatten unter (!) den Felsvorsprüngen am Strand suchen...! :shock:

Gruß aus der niederrheinischen Tiefebene!

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Das Vertrauen bröckelt
Portugal lässt nach Felsabbruch Steilküste der Algarve prüfen


Von Javier Cáceres

Madrid - Nach dem Tod von fünf portugiesischen Urlaubern, die am Freitag an der portugiesischen Algarve-Küste von herabstürzenden Felsen erschlagen worden waren, ist der Maria-Luísa-Strand über Nacht zur makabren Touristenattraktion geworden. Zahlreiche Urlauber, die den Strand wieder gut füllten, nutzten das Geröll als Kulisse für Urlaubsfotos. Unterdessen hielten am Wochenende die Spekulationen zur Ursache der Tragödie an. Umweltminister Francisco Nunes Correia hatte erklärt, das Unglück könne direkt mit einem Erdbeben in Verbindung stehen, das sich am Mittwoch ereignet hatte und dessen Epizentrum 150 Kilometer vor Faro lokalisiert worden war. Fernando Carrilho, Direktor für Seismologie und Geophysik des portugiesischen Instituts für Meteorologie erklärte allerdings, es dürfte nahezu unmöglich sein, dies zu beweisen. Er wies darauf hin, der Erdstoß (4,2 auf der Richterskala) sei in der Gegend des Maria-Luísa-Strands, nahe Albufeira, "kaum wahrnehmbar" gewesen.

Das Unglück hatte sich am Freitagmittag ereignet. Zeugen berichteten, ein Teil der Sandstein-Steilküste sei mit höllischem Lärm auf die Urlauber herabgestürzt. Die Opfer seien von den Felsmassen "regelrecht verschluckt worden". In der Nacht zum Samstag erklärten die Bergungsmannschaften die Suche nach weiteren Opfern für beendet. Bei den fünf Todesopfern handelte es sich um eine 37-jährige Frau aus Coimbra sowie eine vierköpfige Urlauber-Familie aus Porto im Alter zwischen 26 und 59 Jahren. Drei weitere portugiesische Touristen wurden verletzt. Unter ihnen war auch der 24-jährige Lebensgefährte eines der Todesopfer.

Den Behörden zufolge war die Unglücksstelle schon vor zwei Jahren als Risikogebiet ausgezeichnet und mit Warnschildern versehen worden. Derartige Hinweise werden von Urlaubern aber oft ignoriert, zumal die Cliffs beliebte Schattenspender sind. Am Wochenende nahmen die Behörden am Ort der Tragödie neue geologische Studien vor, Sonntagnacht sollte damit begonnen werden, stark einsturzgefährdete Felsenteile zu sprengen. Bis zum Ende des Sommers sollen auch andere gefährdete Bereiche neu untersucht und gegebenenfalls gesprengt werden.

Die Algarveküste verfügt über ein insgesamt 150 Kilometer langes Strandgebiet. Valentina Calixto, bei der Verwaltungsbehörde der Algarve für Umweltschutz zuständig, erklärte der portugiesischen Zeitung Público, es gebe aufgrund von Erosionsprozessen auf einer Strecke von insgesamt etwa 60 Kilometer "potentielle Gefahren". Umweltminister Nunes Correia erklärte jedoch: "Ich will alle Touristen an der Algarve beruhigen, alle Risikosituationen werden überwacht."
zhit
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Re: "Das Vertrauen bröckelt" - Felsabbruch bei Albufeira

Post by zhit »

Hier eine ergänzende Info aus http://algarve-reisen-news.blogspot.com/

Unglück am Praia Maria Luisa unvorsehbar

Eine Untersuchung der Universität der Algarve über die Ursachen des Ungücks vom 21.August am Praia Maria Luisa bei Albufeira hat keine eindeutigen Erkenntnisse ergeben. Damals waren 5 Menschen beim Absturz eines Felsen ums Leben gekommen.

Die Wissenschaftler sehen es als möglich (ohne hinreichende sichere Erkenntnisse) an, dass aufgrund der seinerzeit vorherrschenden aufgewühlten, stürmischen See Sand unterhalb des Felsen weggespült wurde und der Felsen dadurch nicht mehr hinreichend abgestützt wurde. Hinzu könnten Erschütterungen durch das Erdbeben vom 18.08. kommen, wobei das Erdbeben allein allerdings als Ursache ausgeschlossen wird. Weiter wird der natürliche Verfall der Felsen in Betracht gezogen. Ob eine oder mehrere dieser Ereignisse zusammengewirkt haben, lässt sich nach dem Bericht nicht feststellen.
Die Wissenschaftler sind allerdings der Ansicht, dass der Absturz des Felsens nicht voraussehbar war.
Sie halten die Strände der Algarve für hinreichend sicher, wenn Vorsichtsmassregeln beachtet werden und die Besucher Informationen erhalten, wie sie sich vernünftigerweise an Felsstränden verhalten sollen. Ein Schliessung von Stränden kommt nach ihrer Ansicht nur in extrem gefährlichen Situationen in Betracht.

Das Gutachten sieht jedoch "eine gewisse Verantwortung" beim Staat wegen mangelhafter Aufklärung der Bevölkerung über die Risiken.
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